Vor einiger Zeit las ich einen Tweet von @literaturcafe, der darin auf ein Plugin für WordPress namens Anthologize aufmerksam machte.

Mit Anthologize soll es möglich sein, seine Blogartikel als eBook auszugeben.

Use the power of WordPress to transform online content into an electronic book.

Das hörte sich interessant an und war Grund genug, dieses Plugin mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Erwartungen, Voraussetzungen und Aktivierung

Ich hatte zwar keine genaue Vorstellung, was Anthologize alles konnte, aber zwei Dinge waren mir besonders wichtig. So erwartete ich:

  1. eine Ausgabe der Artikel in den gängigen Formaten, mindestens als TXT, PDF und EPUB sowie
  2. eine Filterung der Artikel nach Schlagworten, Kategorien und anderen Kriterien, um nicht immer den gesamten Bloginhalt auszugeben.

Das Plugin setzt WordPress 3.0 und PHP 5 voraus und wird, nachdem die Ordner ins Plugin-Verzeichnis kopiert wurden, über den Menüpunkt Plugins aktiviert.

Hinweis: Ich habe während des Tests die Datenbankeinträge beobachtet und Ihr solltet, bevor Anthologize aktiviert wird, unbedingt Eure Datenbank sichern! Dazu im vorletzten Punkt später mehr.

Nach Aktivieren stehen Euch zwei neue Menüpunkte zur Verfügung:

Neue Menüpunkte

Neues Projekt erstellen und verwalten

Zunächst legt Ihr Euch im Menü Anthologize ein neues Projekt an. Hier gebt Ihr Eurem Projekt einen Namen, einen Untertitel und optional auch einen Autorennamen.

Neues Projekt erstellen

Alle angelegten Projekte sind unter My Projects aufgelistet, wo Ihr sie bearbeiten, managen oder löschen könnt.

Meine Projekte verwalten

Im Bereich Manage Parts werden nun die Artikel zu Eurem Buchprojekt hinzugefügt. Dieser Bereich ist unterteilt in Items und Parts.

Der Bereich Items listet in der Einstellung All posts alle Eure im Blog verfügbaren Artikel und Seiten auf. Mit den Filteroptionen: Alle Artikel, Schlagwörter oder Kategorie könnt Ihr gezielt Eure Artikel auswählen. Die Filter Schlagwörter bzw. Kategorie ermöglichen darüber hinaus noch weitere Filteroptionen.

Nach Kategorie und Tag filtern

Bevor Ihr die Artikel per Drag and Drop vom linken in den rechten Bereich zieht, müsst Ihr mittels New Parts, Button oben rechts, zunächst neue Kapitel anlegen. Sie werden in roter Farbe dargestellt. Eine tiefergehende Gliederung ist leider nicht möglich.

Details managen und neue Kapitel anlegen

Darunter befinden sich dann die hinzugefügten Beiträge, die in blauer Farbe dargestellt werden. Sie können mit Remove wieder entfernt oder mit Edit bearbeitet werden. Mittels Append können an Artikel auch andere Artikel angehängt werden. Somit ist es möglich, einen vorhanden Artikel mit weiterführenden Informationen zu versehen ohne die bestehende Gliederungsstruktur zu durchbrechen.

Artikelanhang

Als Beispiel würde mir spontan ein Techblog einfallen, das über Apfelprodukte schreibt, dessen Kapitel bspw. in MacBook, Mac Pro etc. gegliedert sind und neben der Beschreibung einzelner Modelle, als Anhang noch die Beschreibung zum Austausch von Festplatten enthält.

Eine weitere Möglichkeit Artikel nicht nur aus seinem Blog hinzuzufügen besteht über die Importfunktion, die ich im nun folgenden Punkt beschreibe.

Artikel importieren

Anthologize stellt eine Importfunktion zur Verfügung, mit der Ihr durch Eingabe der Feed URL Artikel anderer Seiten in Euer eBook einbinden könnt. Problematisch wird die Sache, wenn urheberrechtlich geschützter Inhalt in das eBook integriert und später unter Creativ Commons kostenlos veröffentlicht wird.

Hinweis: Bevor Ihr Feeds bzw. Inhalte anderer Websites nutzt, fragt vorab deren Blogbetreiber um Erlaubnis.

Die Feeds werden übrigens so im eBook dargestellt, wie Ihr sie bezieht, meistens in Kurzfassung. Ob es Sinn macht, Feeds in einem eBook einzusetzen, darüber kann man sicherlich streiten.

Zunächst gebt Ihr unter Import Content Eure Feed URL ein und drückt dann auf Go.

Import - Feed URL

Nachdem alle Feeds angezeigt werden, könnt Ihr durch Entfernen des Häckchens entscheiden, ob Ihr diese Feeds importiert wollt oder nicht.

Import - Feedauswahl

Einen Überblick aller importierten Artikel bekommt Ihr unter Menüpunkt Imported Items

Überblick über importierte Artikel

Die Artikel aus den Feeds werden nun wie gewohnt im Managementbereich angezeigt und können per Drag and Drop verschoben werden.

Artikel aus einem Feed

Projekt exportieren

Sind alle Artikel hinzugefügt, beginnt der Export des Projekts.

Im ersten Schritt gelangt Ihr zu den Copyright Informationen, die aus nachstehender Abbildung zu ersehen sind und eigentlich keiner weiteren Erklärung bedürfen.

Export - Copyright Information

Im zweiten Schritt könnt Ihr neben der Widmung (Dedication) und der Danksagung (Acknowledgements) noch die Ausgabeoptionen (Publishing Options) auswählen.

Hinweis: Auf die Eingabe von Umlauten (ä, ö, ü, ó, î etc.) im Textfeld für die Widmung (Dedication) solltet Ihr verzichten, ansonsten gibt Anthologize eine Fehlermeldung aus (siehe Punkt Fehlermeldungen und Bugs).

Export - Ausgabeoptionen

Aus Ausgabeform stehen Euch das ePub-, PDF-, TEI- oder im RTF-Format zur Verfügung. Neben der Seitengröße “Letter” oder “A4” könnt Ihr auch unterschiedliche Schriftgrößen ausgewählen.

Sollte die Ausgabe von Bildern nicht richtig gelingen oder Probleme verursachen, könnte es unter Umständen an den Shortcode [caption] liegen. Unter Shortcodes kann die Ausgabe unterdrückt werden. Es werden dann keine Bilder angezeigt. Hier im Test funktionierte es aber ohne Probleme.

Mit Klick auf Export wird schließlich Euer eBook exportiert.

Im Reader von Calibre sieht es dann so aus:

eBook im Reader

Fehlermeldungen und Bugs

Werden unter dem Menüpunkt Imported Items importierte Artikel editiert (Edit Imported Item) bzw. neue Artikel hinzugefügt (Add New Imported Item), dann tritt nach dem Speichern folgende Fehlermeldung auf:

Fehlermeldung - Project not found

Bei der Eingabe von Umlauten (ä, ö, ü, ó, î etc.) im Textfeld Widmung (Dedication) gibt Anthologize eine Fehlermeldung in dieser Form aus:

Fehlermeldung - Warning...

Beim Export von Artikeln, die im Blog selbst geschrieben wurden, werden Umlaute in den PDF-, RTF- sowie ePub-Dokumenten falsch dargestellt. Beim Import von Artikeln aus Feeds besteht dieses Problem nicht, weil nach Veröffentlichung der Artikel Umlaute automatisch in der Form ó maskiert werden.

falsche Darstellung der Umlaute

Leider sind nach dem Export der Artikel weder die Widmung (Dedication) noch die Danksagung (Acknowledgements) zu finden.

Die Datenbankeinträge

Wie ich anfangs erwähnte, solltet Ihr Euch vor dem Installieren von Anthologize die Datenbank sichern.

Leider bleiben nach dem Löschen der Projekte und ihrer Artikel mittels Delete Project Überreste in der Datenbank zurück, die nur mühsam von Hand entfernt werden können. Es empfielt sich daher beim Löschen folgende Herangehensweise:

  1. Löschen der Artikel in den einzelnen Kapiteln
  2. Löschen der Kapitel
  3. Löschen des Projekts

Datenbankeintrag

Fazit

Anthologize steht gegenwärtig in der Alphaversion zur Verfügung und man kann davon ausgehen, dass noch einige Fehler und Bugs beseitigt werden.

Zu den wichtigsten Punkten zählt zweifellos der fehlerhafte Umgang mit den Umlauten bei der Datenausgabe. Auch das Dedication-Acknowledgement-Problem sollte gelöst werden.

Ein weiterer Punkt steht im Zusammenhang mit dem Entfernen der Datenbankeinträge durch Anthologize selbst. Hier könnten eigene Datenfelder helfen, die Übersicht zu behalten, um verwaiste Datenleichen zu vermeiden.

Desweiteren sollte dem Nutzer die Möglichkeit eingeräumt werden, mit Hilfe von CSS Einfluss auf die Textausgabe zu nehmen. Außerdem sollte die Auflistung der Feeds im Bereich Import Content wordpressgerecht gestaltet werden. Bei zwanzig gelisteten Feeds wird das Abwählen der Artikel sonst zum Geduldsspiel. Eine tiefere Gliederung der Kapitel wäre ebenfalls von Vorteil.

Alles in allem ist Anthologize ein Plugin, in dem noch eine Menge Entwicklungspotential steckt und eine durchaus gelungene Möglichkeit bietet, seine Blogartikel in Form eines eBooks auszugeben. Die Bedienbarkeit ist überaus einfach, intuitiv und für jeden verständlich.

Meine oben genannten Erwartungen wurden ohne Abstriche erfüllt und deshalb kann ich Anthologize trotz der kleinen Fehler uneingeschränkt empfehlen.