Mit dem Veröffentlichen der War Logs durch den Spiegel, dessen Aufarbeitung der Daten eher als mittelmäßig bezeichnet werden kann, dürften die Gegner des Kriegseinsatzes neuen Aufwind bekommen und sich in ihrer Meinung bestätigt sehen, dass Deutschland in Afghanistan nichts zu suchen hat.

Wer diese Dossiers aufmerksam liest, wird feststellen, dass die Einschätzung zur Rolle Deutschlands vernichtend ausfällt. Der zunächst ruhig geglaubte Norden, von Soldaten noch in naiver Weise als Bad Kunduz bezeichnet, wird mehr und mehr von Kämpfern der Taliban attakiert und zeigt deutlich, wie Deutschland langsam aber sicher die Kontrolle verliert. Von Kuraufenthalt kann keine Rede sein, es ist knallharter Krieg der bislang über 43 deutschen Soldaten das Leben kostete.

Kontrollierte Regionen in Afghanistan
Quelle: Spiegel

Das die deutsche Militärführung in ihrer Lageeinschätzung völlig überfordert ist, zeigte sich im finalen Bombardement zweier Tanklastzüge (War Log: 826B488C-EA6F-A132-511610DB68C2EDBD), bei dem wohl zwischen 56 und 100 Zivilisten ums Leben kamen.

Der Druck Erfolge vorzuweisen ist extrem hoch, zumal sich im von Deutschland kontrollierten Teil Afghanistans die Kampfhandlungen mit Aufständischen von 199 im Jahr 2005 auf 569 im Jahr 2009 sichtlich verstärkten.

Man kommt aber auch unweigerlich zum Ergebnis, wie verfahren die Situation dort ist. Die Strategie, erst schießen, dann fragen, kostet immer wieder zivile Opfer und trägt nicht gerade zur Beliebtheit der Truppen bei.

Trotz aller Technologie, werden Kameras von Reportern für Waffen gehalten und offenbaren deutlich die Hilflosigkeit der Einsatzkräfte, wenn sie dem unsichtbaren Feind gegenüberstehen. Das Land Afghanistan, dessen Berge im Hinterland einerseits und Pakistan andererseits ein ideales Rückzugsgebiet der Talibankämpfer darstellen, degradiert die hochtechnologisch ausgerüstete USA zu einem ohnmächtigen Zwerg, dessen chirurgisch präzise Kriegsführung sich wie ein Kettensägenmassaker ausnimmt, mit dem man am Patienten Afghanistan rumschnippelt.

Klar wird auch, dass die Rolle Pakistans neu überdacht werden muss. Ich denke, dass das Land Pakistan künftig noch enger in allen militärischen und politischen Entscheidungen miteinbezogen werden muss, weil es sich immer wieder als Geldgeber und Rückzugsgebiet der Taliban erweist. Hier können nur dauerhafte politische und korruptionsfreie Regierungsstrukturen beiden Ländern eine Zukunft bescheren.

Bis zum Jahre 2014 soll die Verantwortung für die Sicherheit schrittweise an die Afghanen übergehen und die Truppen aus dem Land abgezogen werden. Das wird auch für die Taliban ein entscheidendes Datum werden, denn sollte dieses Netzwerk bis dahin nicht beseitigt oder ausstiegswillige Taliban integriert worden sein, werden sie alles daran setzen, die Kontrolle in Afghanistan wiederzuerlangen.

Ihr erste Opfer wäre dann sicherlich Hamid Karzai und anschließend alle friedlich zusammenleben wollenden Afghanen.

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