Ich besuche leidenschaftlich gerne Museen, insbesondere jene, die sich den Naturwissenschaften sowie der Kunst- und Kulturgeschichte widmen.
So lag es auf der Hand, während meines dreiwöchigen Urlaubs einige davon aufzusuchen und für etwa drei Stunden in die Vergangenheit einzutauchen und mich von den ausgestellten Exponaten begeistern zu lassen.
Zunächst besuchte ich das Römisch-Germanische Museum sowie das Praetorium, einen römischen Stadthalterpalast, in Köln.
Wer wie ich beide Orte besuchen möchte, sollte die Kombikarte für neun Euro nehmen, ihr spart somit einen Euro Eintritt.
Einige Tage später besichtigte ich das Museum für Archäologie in Herne. Der Eintritt kostet fünf Euro und am 21. Mai, dem Internationalen Museumstag, ist der Eintritt frei.
Weitere Informationen sind auf den Webseiten der Museen zu finden.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte ich natürlich meine Kamera dabei, so dass ich zahlreiche Fotos machen konnte. Einige davon möchte ich Euch zeigen, damit Ihr selbst Lust auf eine museale Entdeckungstour bekommt.
Römisch-Germanische Museum
Als Ergebnis einer Fusion zweier städtischer Sammlungen, der Römischen und seit 1935 Römisch-Germanischen Abteilung des Wallraf-Richartz-Museum sowie des Prähistorischen Museums, seit 1926 Museum für Vor- und Frühgeschichte genannt, entstand 1974 das südlich des Doms gelegene und über den Resten einer römischen Stadtvilla errichtete Römisch-Germanische Museum.
Das Museum für Vor- und Frühgeschichte widmete sich den vorgeschichtlichen Kulturen des Rheinlandes; die Anfänge der Römischen Abteilung im Wallraf-Richartz-Museum gehen auf Franz Ferdinand Wallraf (1748-1824) zurück, der seine Sammlung testamentarische der Stadt Köln vermachte. Durch zahlreiche Zukäufe privater Sammlungen und Ausgrabungen auf dem Stadtgebiet Köln, konnten die Bestände systematisch erweitert werden.
Auf dem folgenden Foto ist das Grabmonument des Poblicius zu sehen, der Soldat der von Augustus bis 69 n. Chr. in Castra Vetera (Xanten) stationierten 5. Legion war und sich nach 20 bis 25 Dienstjahren in Köln niederließ. Als Abfindung erhielt er eine Altersversorgung von 12.000 Sesterzen.
Zu sehen ist Lucius Poblicius als Redner mit Buchrolle in offizieller Tracht eines römischen Bürgers neben Angehörigen seiner Famile.
Das Museum ist über einem großen römischen Wohnhaus aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. errichtet worden. Den Boden dieses Fest- und Speisesaals schmückt das Dyonysus-Mosaik, dessen 10,57 x 7,00 m große Fläche aus etwa 1 bis 2 Millionen ca. 1 cm² große Steinchen besteht.
Das Mosaik stellt den Weingott Dionysus mit seinem Festzug, Satyrn – Mischwesen mit Pferdeohren und -schwänzen – mit weiblichen Begleiterinnen, den Mänaden, den Liebesgott Eros, den bocksfüßigen Waldgott Pan sowie Früchte und Tiere dar.
Venus, die Göttin der Liebe und Schönheit. Der Sage nach war Venus die Mutter des Aeneas, des Gründers von Rom, der Urzelle des römischen Weltreichs.
Die Verehrung der Venus wurde deshalb vom römischen Staat gefördert.
Gürtelschließen und -beschläge aus Bronze, teils versilbert oder verzinnt.
Fränkische Funde des 6. und 7. Jahrhunderts n. Chr., hier eine Vierpassfibel mit Kreuz, Gold, Filigran und Glaseinlagen.
Die Gürtelzier der Franken, Alamannen und Burgunder sind aufwendig verzierte Schnallen, deren kostbaren Metallbeschläge von den ledernen Gürteln und Leibgurten frühmittelalterlicher Krieger des 6. Jahrhunderts stammen.
Gürtel und Gurte waren unerlässlich, um daran die Ausrüstung wie das zweischneidige Langschwert (Spatha) und das einschneidige Kurzschwert (Sax) zu tragen.
Goldschmiede aus dem Schwarzmeergebiet fertigten im 4. und 5. Jahrhundert Schmuck für die Germanen an und beherrschten die Verzierungstechniken wie Granulation und Golddrahtauflage.
Hier sind zwei doppelseitige Schmuckplatten zu sehen, deren Gold mittels Granulation aufgebracht wurde. Almandinen und Glöckchenanhänger verzieren den Kopfschmuck einer Frau aus dem reiternomadischen Adel.
Schmuck reiternomadischer Völker am Schwarzen Meer aus dem 5. Jahrhundert sind mit unterschiedlich großen Karneolen und Almandinen verziert. Dieses Paar Ohrgehänge besticht durch seine dreieckigen Schmuckplatten, die filigran mit Gold, Granate und Karneole verziert sind.
Ein besonderer Luxus des 3. und 4. Jahrhunderts war Schmuck der römischen Oberschicht, der in Durchbruchstechnik (opus interrasile) hergestellt wurde. Der silberne Schwertbeschlag über Bronzekern enthält die Inschrift: AVSONI VIVAS (Es lebe Ausonius!).
Dieses Bildnis des Weingottes Bacchus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist die Nachbildung eines griechischen Vorbildes, das den Gott Dionysus darstellte.
Das Kultrelief des Mithras, 2. bis 3. Jahrhundert, zeigt Mithras, ursprünglich ein orientalischer Lichtgott, der seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. auch in den germanischen Provinzen verehrt wurde.
Die Tötung des Stiers durch Mithras symbolisiert das Entstehen einer neuen Weltordnung. Das sich erneuernde Leben zeigt sich besonders deutlich in den Getreideähren, die aus dem Schwanz des Tieres wachsen.
Das 1844 entdeckte Kölner Philosophen-Mosaik stellt die „sieben Weisen“ dar, die jedoch von der kanonischen Aufstellung in der Antike abweicht. Das Foto zeigt das Bildfeld des Aristoteles, welches beim Fund des Mosaiks fehlte. Ebenso fehlte das Bildfeld des Platon; der Maler J. J. Ramboux ergänzte sie nach 1850.
Im 3. Jahrhundert n. Chr. experimentierten Kölner Glaswerkstätten mit heißen Glasfäden auf transparenten Gefäßen. Schlangenfadengläser gehörten zu den attraktivsten Produkten antiker Kölner Glaskunst.
Auf dem Bild ist die Statue eines römischen Bürgers des 2. Viertels des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu sehen. Über der Tunika trägt er die zur Regierungszeit des Kaisers Augustus eingeführte stoffreiche Toga.
Körpergröße und -form weisen auf eine jungen Mann hin. Vielleicht wurde die Statue daher von einem klassizistischen Bildhauer vor 1818 mit dem Porträt des jungen Marc Aurel versehen.
Praetorium
Das Praetorium, der wichtigste römische Palast am Rhein, war der Amtssitz des Stadthalters der Hauptstadt Köln in der römischen Provinz Niedergermanien und stellt den Mittelpunkt der Besiedlung der Stadt und Region dar.
Zu sehen sind die aus dem 4. Jahrhundert stammenden monumentalen Mauern, dessen zentrales Oktagon von zwei rechteckigen Hallen und anschließenden Sälen mit Apsis flankiert wird.
Catunectus stammte aus Ostengland und kam im 1. Jhrhundert n. Chr. nach Köln. Vielleicht gehörte er den equites et pedites singularis, der Leibwache des Stadthalters an.
Die Grabinschrift für den Kelten Catunecus lautet:
Catunecus, Sohn des Aesugeslus, aus dem Stamm der Trinovanten (Ostenengland), Soldat in der 3. Breukerkohorte in der Zenturie des Gaius Indutius Repertus, starb im Alter von 30 Jahren nach 6 Dienstjahren. Hier ist er begraben. Sei Dir die Erde leicht
Blick in das Innere des Oktagons (innen rund), ein zentraler Raum, dessen Funktion unbekannt ist. Der Raum hat einen Durchmesser von 11,50 m und war mehr als 25 m hoch.
Der Palast wurde bis in die Zeit der karolingischen Könige benutzt und dann vermutlich durch ein Erdbeben 780/790 zerstört.
Der Raum besaß einen Kuppelabschluss und war reich dekoriert. Im unteren Bereich sind ältere Bauphasen zu erkennen, die bis in des 1. Jahrhundert n. Chr. zurückreichen.
Museum für Archäologie
Dieses 2003 eröffnete Museum präsentiert dem Besucher auf 3.000 m² die archäologische Geschichte Westfalens und enthüllt durch zahlreiche Funde die Menschheitsgeschichte dieser Region.
Wer schon immer mal zum Entdecker oder Wissenschaftler werden wollte, kann in einem Forschungslabor ein über 5.000 Jahre altes Großsteingrab aus Warburg mit mehreren Körperbestattungen und zahlreichen Grabbeigaben, nach archäologischen, physikalischen, medizinischen, historischen sowie chemischen Methoden untersuchen und die Spuren der Vergangenheit entschlüsseln.
Forscher vermuten, dass diese schweren Steinkeile von Bauern zum Spalten von Holz benutzt wurden. Sie sind mit 4.800 bis 4.400 v. Chr. datiert.
Diese etwa 20-jährige Bauerin wurde mit dem Gesicht in Richtung Osten bestattet. Auch im Museum ist ihr Blick nach Osten gerichtet.
Dieser Trichterbecher, etwa 3.500 bis 2.800 v. Chr., ist mit geritzten Mustern verziert, die oft mit hellen Pasten aufgefüllt wurde.
Auf diesen Dolch aus Feuerstein, zwischen 1.800 bis 1.500 v. Chr., ist mühsam eine Zickzackleiste aufgebracht worden, um so eine Ummantelung des Griffs aus vier zusammengenähten Lederstreifen vorzutäuschen.
Die Waffe wurde einer Gottheit geopfert und im Moor versenkt.
Ein Goldring, ein Kurzschwert sowie ein Beil aus Bronze, um 1.500 v. Chr.
Die Bronzeamphore von Gevelingshausen, um 750 v. Chr., ist eine von zwölf ihrer Art in Europa, aber die prächtigste von allen und in Westfalen fremd.
Sie verbildlicht religiöse Vorstellungen, die wir heute nicht mehr verstehen: Wasservögel bilden zu zweit je ein kleines Boot, das Sonnensymbole transportiert. Dazwischen aufgereihte Buckel stehen jeweils für einen Kalendertag des Jahres.
Die Amphore enthielt den Leichenbrand eines älteren Mannes.
Die Kunstfertigkeiten waren schon damals außergewöhnlich.
Halsschmuck, Ohrringe und Armreif.
Eine Urne mit eingeritzten Zeichen, um 200 v. Chr., die mit einem Deckel verschlossen war. In ihr befanden sich verbrannte Knochen eines ca. 45-jährigen Mannes.
Die Metallobjekte sind der Rest eines Schildes, der den Rang des Verstorbenen als Krieger kennzeichnete.
Die Bronzestatuette aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stellt den Begleiter des griechischen Weingottes Dionysus dar: einen Satyr. Die Hirtenflöte und das Pantherfell lassen darauf schließen.
Die Augen dieser Statue waren mit Silber ausgelegt.
Der Hortfund von Östrich-Lethmathe, um 400 n. Chr., zeigt einen Arm- und Halsring, den ein Goldschmied aus römischen Münzen gefertigt hat.
Zu Beginn des 7. Jahrhunderts starb in Beckum ein 50 Jahre alter Mann, der eine besonders reiche Bestattung erhielt. Sie weist ihn als Führungspersönlichkeit dieser Region aus, da er Gegenstände besaß, die ihn zu Lebzeiten als Angehörigen einer ranghohen Kriegergefolgschaft auszeichneten.
Die Hinterbliebenen bestatteten ihn nach einheimischer Sitte, wie bei den Sachsen in der Norddeutschen Tiefebene.
Sie legten ihn in eine Holzkammer, schütteten einen Hügel darüber auf und bestatteten zehn Pferde und einen Hund zu seinen Füßen.
Diese goldenen Beschläge zierten eine Tasche, die der Tote am Gürtel trug. Auf ihnen sind gedrehte Golddrähte aufgelötet, die in solcher Qualität nur in Gräbern der Elite zu finden sind.
Den Besuch dieser Museen kann ich Euch nur ans Herz legen. Allein deshalb, weil ihr dort nicht nur Euren Horizont erweitern, sondern noch eine ganze Menge Wissen in Euch aufsaugen könnt.
Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit verstehen.
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