Auf meiner Reise durch Indien habe ich immer wieder das handwerkliche Geschick der Inder kennengelernt, welche auf uralte Techniken und Traditionen zurückgehen.
Die Arbeitsmethoden selbst haben sich dabei kaum verändert, lediglich die Arbeitsgeräte passten sich mehr oder weniger der Zeit an. Die Qualität der Waren hängt vor allem vom handwerklichen Können der Handwerker ab.
In diesen kleinen privatgeführten Familienunternehmen ist das Herstellen der Produkte in seiner ursprünglichsten Form, fernab der Massenfabrikation, am deutlichsten erkennbar.
Bedauerlicherweise führen mangelhafte oder fehlende Arbeitsschutzbestimmungen immer wieder zu Unfällen sowie zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen, daher sollten diese Kriterien beim Kauf dieser Produkte mit berücksichtigt werden.
Silber- und Edelsteinschmuck
Jaipur ist das Zentrum für Silber- und Edelsteinschmuck und bietet aufgrund seiner Tradition neben traditionellen Schmuckform wie Kundan (Schwerpunkt ist das Einsetzen der Edelsteine und das Gestalten der Ornamente) und Meenkari (die Kunst, Metall mittels Emailstaub mit leuchtenden Farben zu verzieren) auch zeitgemäßen mit Edelsteinen besetzten Gold- und Silberschmuck.
Im Schmuck- und Edelsteingewerbe arbeiten in Jaipur etwa 280.000 Menschen.
Damit aus dem Rohmineral ein fertiges Produkt werden kann, sind zahlreiche Arbeitsschritte notwendig, die von unterschiedlichen Handwerkern ausgeführt werden.
Nachdem das Ausgangsmaterial in entsprechender Größe herausgeschnitten wurde, beginnt nun das Vorschleifen, auch Ebauchieren genannt.
Die vorgeschliffenen und erwärmten Edelsteine werden im nächsten Schritt mit dem Kittholz verkittet und facettiert, d.h. mit Flächen belegt. Abschließend erfolgt das Polieren, also der Feinschliff.
Nach dem Besetzen mit Edelsteinen muss das fertige Schmuckstück nur noch einen Käufer finden.
Weberei und Stoffdruck
In indischen Webereien werden eine Vielzahl an hochwertigen Stoffen und Teppichen aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt. Neben Seide und Kashmirwolle werden auch Baumwolle und Kamelhaar verwendet.
Tiere, einfache geometrische Figuren oder eben die typischen indischen Ornamente dienen als Vorlagen für Stoffe und Teppiche.
Diese kleinen Familienbetriebe schöpfen ihren Ideen- und Formenreichtum aus den Überlieferungen ihrer Vorfahren, die sie von Generation zu Generation weitergeben.
Ein weiteres Handwerk ist das Bedrucken von Stoffen mittels Blockdruckverfahren, auch Ajrakh genannt.
Diese Technik existiert in Indien bereits seit etwa 2.500 v. Chr. und ist ein langwieriger mehrmaliger Prozess aus Drucken, Färben, Waschen und Beizen, bei dem nicht nur natürliche Farben verwendet werden, sondern auch Kameldung als Beizmittel zum Einsatz kommen kann.
Mit Hilfe von kunstvoll handgeschnitzten Holzstempeln werden verschiedenfarbige Muster mehrmals übereinander aufgedruckt, die vom Arbeiter sehr viel Erfahrung, Geschick und äußerste Genauigkeit erfordert.
Das Verschieben auch nur eines der Druckmuster kann die Gleichmäßigkeit und Harmonie des Stoffes zerstören und seinen Wert erheblich mindern.
Dieser Herstellungsprozess kann bis zu zwei Wochen dauern und ist darüber hinaus noch sehr umweltfreundlich.
Marmorintarsien
Die Pietra-dura-Technik wurde in Indien im 17. Jahrhundert von den Moguln eingeführt. Die Kunst der Einlage wird hier allerdings Parchin Kari genannt und unterscheidet sich von der Florentiner Tradition dahingehend, dass sie nicht dreidimensional sondern wesentlich flacher wirkt.
Bei der Parchin Kari werden dieselben Materialien eingesetzt wie im Schmuckgewerbe.
Entsprechend den vorgegebenen Motiven werden aus unterschiedlichen Steinen verschieden geformte Plättchen flachgeschliffen und anschließend in die Vertiefung der marmornen Trägerplatte eingepasst.
Die Plättchen werden dabei meist mit handbetriebenen Schleifgeräten bearbeitet.
Mit Hilfe eines Metalldorns wird in das Trägermaterial, entweder weißer indischer oder cremefarbener italienischer Marmor, eine Vertiefung so eingearbeitet, dass die Plättchen passgenau eingesetzt werden können.
Abschließend werden die Steinplättchen verklebt, die Platte geschliffen, um Unebenheiten zu beseitigen und danach versiegelt.
Das Ergebnis sind dann Marmorintarsien wie am Tomb of Itimad-ud-Daula oder
einfach nur an einem Marmoruntersetzer geringer Qualität.
Steinbildhauerei
Viele Tempelanlagen sind aus Sandstein gebaut und mit zahlreichen Reliefs sowie Skulpturen versehen. Von Handwerkern werden zum Zwecke der Restauration oder einfach nur für moderne Bauten neue Sandsteinreliefs oder Skulpturen hergestellt.
Je nach Größe der Objekte kann das Herstellen derartiger Objekte Wochen- oder Monate dauern. An diesem Sandsteinrelief beispielsweise arbeiten drei Handwerker sechs Monate lang und es misst etwa 1,80 x 1,50 Metern (6 x 5 Feet). Die Kosten dieser Arbeit belaufen sich auf 125.000 Rupien (ca. 1.500 Euro).
Zum groben Bearbeiten werden heute elektrische Geräte verwendet, für die Feinarbeiten nutzen die Handwerker Metallmeißel.
Die indische Mythologie bildet die Basis zahlreicher Motive der Bildhauer, wie im folgenden Bild zu sehen ist.
Fazit
Wer einen Einblick in die indische Handwerkskunst erhalten möchte, sollte unbedingt die kleinen Familienbetriebe besuchen. Hier werden die Produkte in traditioneller und umweltbewusster Weise hergestellt.
Abgesehen von dem Töpfer- und Terakottahandwerk gibt es in Indien zudem noch das Korb- und Mattenflechthandwerk. Des weiteren arbeiten Handwerker in der Metallbildhauerei, als Holz-, Knochen- und Elfenbeinschnitzer sowie in der Papier- und Pappmachézunft.
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