Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Tuk Tuk zum Sektor 1. Einfach so zum Kapitol-Komplex zu spazieren ist nicht möglich.

Zunächst musste ich mich beim Touristen Office mit Pass registrieren.

Danach führt ein Guide die Touristen etwa 50 Minuten lang zu den Gebäuden und Monumenten. Während des Registrierens legte noch jemand einen deutschen Pass auf den Tresen. Ich traf Ben, der sich beruflich für Flixbus in Indien aufhielt.

Dieser Guide hat von allen Teilnehmern der Tour eine Liste bei sich, da jeder jederzeit von Soldaten und Polizeikräften kontrolliert werden kann.

Man darf nicht vergessen, dass man sich hier auf einem Regierungsareal aufhält, wo besondere Schutzmaßnahmen gelten.

Zunächst führte uns der Weg zum Palace of Justice oder auch Punjab and Haryana High Court, wobei wir lediglich bis zu den Sperren der Polizei herankamen, etwa 80 bis 100 m.

Hineingehen ist nicht möglich.

Als nächstes besichtigten wir das Open Hand Monument, eine etwa 26 m hohe Skulptur, an dessen Stab sich eine ca. 14 m hohe stilisierte Hand befindet, die Bezug auf die buddhistische Geste abhayamudra nimmt und auch als Friedenstaube verstanden werden kann.

Open Hand Monument

Open Hand Monument

Diese Hand kann durch den Wind bewegt werden. Sie wurde erst 1985 fertiggestellt.

Zwischen dem Justizpalast und dem Palace of Assembly befinden sich noch drei weitere Monumente.

Zum Einen ist hier der Geometric Hill zu finden, der geometrische Strukturen aufweist und teilweise bewachsen ist.

Geometric Hill

Geometric Hill

Das Martyrs Memorial befindet sich gegenüber dem Geometric Hill und soll an die Opfer der Abspaltung des Staates Pakistan von Indien 1947 erinnern.

Martyrs Memorial

Martyrs Memorial

Etwas schräg nach links auf der Achse Palace of Justice – Palace of Assembly versetzt steht der Tower of Shadows.

Tower of Shadows

Tower of Shadows

Er ist von Le Corbusier so konstruiert worden, das bei jeder Sonnenkonstellation Sommer wie Winter, die schräg und quer angeordneten Lamellen in diesem Turm Schatten erzeugen.

Als ich in den zum Palace of Assembly hin offenen Turm hineinging, sank die Temperatur merklich ab.

Von dort aus ging die gesamte Gruppe zum Palace of Assembly, welches von Montag bis Freitag auch von innen besucht werden kann.

Palace of Assembly

Palace of Assembly

Ein von Le Corbusier entworfener Eingang führt in das Gebäude hinein. Die farbigen emaillierten Panele stellen in der oberen Hälfte die Beziehung des Menschen zum Kosmos dar und es finden sich Bilder zur Sonnenwende, zu Mondfinsternissen und zur Tag- und Nachtgleiche.

Die untere Hälfte zeigt eine Wüste, die die ursprüngliche Ordnung der Erde darstellt, wohin gegen das Grün den Garten Eden zum Ausdruck bringt. Zu sehen sind auch ein Fluss, Bäume sowie Stiere und Schildkröten.

Der Baum der Erkenntnis, im Zentrum der Tür, trägt die Früchte der Erkenntnis.

Der Gang zum Secretariat Building ist leider nicht erlaubt und so blieb nur die Möglichkeit, es vom Palace of Assembly aus zu fotografieren.

Ich verabredete mich mit dem Guide für Montag 9:30 Uhr und vielleicht druckt er mir die Genehmigung für mich aus, so dass ich mich zwischen den Gebäuden und Monumenten zum Fotografieren frei bewegen kann.

In unmittelbarer Nähe zum Kapitol-Komplex befindet sich der Rock Garden, der von Nek Chand Saini heimlich 1957 angelegt wurde.

In dem inzwischen etwa 40 ha großen Park sind über 2.000 Skulpturen zu sehen, die mit Scherben besetzt sind.

Figuren am Eingang zum Rock Garden

Figuren am Eingang zum Rock Garden

Für dieses Vorhaben recycelte er zerbrochene Keramik, Glas, Neonröhren und andere Industrieabfälle, z.B. Lampenfassungen.

Figur

Figur

Über teils verwinkelten Wegen wird der Besucher durch den Park geführt und kommt an Wasserfällen vorbei, um schließlich zu einem offenen Areal zu gelangen, an denen unter überdimensionalen Bögen geschaukelt oder unter Bäumen oder Arkaden verweilt werden kann.

Figurengruppe

Figurengruppe

Hier befindet sich auch das Dolls Museum und es umfasst 200 Stoffpuppen, die Nek Chand 1970 aus Altstoffen herstellte.

Stoffpuppen im Dolls Museum

Stoffpuppen im Dolls Museum

Sie zeigen alltägliche Szenen Indiens.

Danach fuhr ich zum Le Corbusier Centre, in dem der Architekt früher sein Büro hatte und mit dem Planen und Bauen beschäftigt war.

vor der Bebauung

vor der Bebauung

Auf Bildern wird das Entstehen der Gebäude dokumentiert sowie Skizzen der Monumente präsentiert.

Skizze des Open Hand Monuments von 1954

Skizze des Open Hand Monuments von 1954

Vor dem Bau fand man neben Knochen auch Tonscherben aus der Harappan Periode (ca. 2.000 B.C.), heute im Bereich des Sektors 17.

Tonscherbe aus der Harappan Periode

Tonscherbe aus der Harappan Periode

Ein Teil dieser Anlage ist dem Bau Chandigarhs und dem Wirken von Le Corbusier gewidmet und der andere Teil wird von lokalen Künstlern des Open Hand Art Studio genutzt.

Hier entstehen Holzskulpturen, Bilder und andere Kunstgegenstände.

Eine Künstlerin ist aktuell an einem Holzschnitt beschäftigt, welches aus zwei Holzplatten mit den Maßen von jeweils etwa 1,0 m x 1,2 m besteht und florale Motive zeigt.

Holzschnitt

Holzschnitt

Eine andere Künstlerin bearbeitet im Moment mit Hammer und Stecheisen ein Holzstück, dass nach etwa zwei Monaten eine Skulptur werden wird.

aus einem Holzblock wird eine Holzskulptur

aus einem Holzblock wird eine Holzskulptur

Ein Schwarz-Weiß-Druck mit dem Namen Khajuraho erregte mein Interesse und zeigt ein Motiv von Figuren, die ich vom Besuch dieser Tempelanlage während meiner ersten Reise nach Indien bereits kannte.

Es wurde im Holzschnitt hergestellt und im Hochdruckverfahren auf Hartpapier gedruckt. Leider lässt sich dieses Papier nicht rollen, so dass der Transport über acht Monate hinweg ein Problem darstellt. Es hätte mich 130 Euro gekostet.

Im gegenüberliegenden Starbucks trank ich einen Kaffee und aß einen Kuchen.

Auf dem Weg nach Hause, kam ich an einem Supermarkt vorbei und erledigte gleich noch einige Einkäufe, die spätestens in Agra erforderlich geworden wären. Eine kleine unscheinbare Pizzeria lud zu einer Pasta ein.