Letzte Woche habe ich mir die Küchenuhr meines verstorbenen Vaters vorgeknöpft und sie aufgearbeitet.
In diesem Artikel möchte ich Euch das Aufarbeiten der Uhr anhand von Fotos dokumentieren und erläutern. Die Arbeit hat sich über die gesamte Woche über mehrere Stunden verteilt hingezogen, dürfte am Ende aber mit gut drei bis vier Tagen veranschlagt werden.
Feststellen des aktuellen Zustands der Uhr
Das Holz der Küchenuhr war entsprechend der Küchenmöbel in einer weinroten Farbe gestrichen, daher bedurfte es einigen Aufwands, sie wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.
Die Blende wurde mittels vier Winkeleisen durch überstrichene Schlitzschrauben sowie durch einige kleine Nägel am Rahmen der Uhr befestigt.
Das Zifferblatt war auf einer Holzplatte angenagelt, die von oben bis zum ausgeschnittenen Loch gerissen war.
Feststellen der notwendigen Arbeiten an der Uhr
Nach dem ich mir über den Zustand der Uhr ein Bild machte war klar, dass ich sie komplett zerlegen musste. Die Farbe musste von Blend, Rahmen und Klappe abgebeizt und komplett abgeschliffen werden.
Darüberhinaus mussten sämtliche Metallteile von Farbe befreit, geschliffen und durch Ölen vor Rost geschützt werden.
Das emaillierte Zifferblatt und das Uhrwerk mussten von der weinroten Farbe sowie Schmutz gereinigt werden. Die Zeiger, an denen sich bereits die Farbe löste, mussten abgeschliffen werden.
Abschließend musste die gerissene Holzplatte durch eine neue Sperrholzplatte ersetzt werden und eine Aussparung für das Uhrwerk geschaffen werden.
Durchführen der erforderlichen Arbeiten an der Uhr
Zunächst entfernte ich mit Schleifpapier und einen kleinen Schraubenzieher die Farbe an den Schlitzschrauben und löste die Blende.
Hier der losgeschraubte Rahmen und die Blende mit Holzplatte auf dem das Zifferblatt befestigt ist.
Die Holzplatte war mit Schrauben und Nägeln an der Blende befestigt, was ich erst nach zerlegen feststellte. Mit einem kleinen Schraubenzieher löste ich die Schrauben und hebelte vorsichtig die Nägel heraus.
Die Blende und die herausgenommene Holzplatte.
Danach entfernte ich die vier Nägel mit dem das Zifferblatt auf der Holzplatte gehalten wurde.
Holzplatte und Zifferblatt sind jetzt voneinander getrennt.
Deutlich erkennbar ist der Riss in der Holzplatte.
In der Blende befanden sich noch einige Nägel, die ich vorsichtig mittels Schraubenzieher und Unterlage heraushebelte.
Den Rest erledigte ich dann mit einer Zange.
Nun war der Rahmen dran. Das Winkeleisen mit dem die Uhr an der Wand befestigt wird konnte ich sehr leicht abschrauben. Von den Winkeleisen die die Blende hielten, ließen sich nur drei Schrauben mit dem Schraubenzieher halbwegs vernünftig lösen.
Bei einer Schraube war Geduld und Kraftanstrengung nötig. Nachdem ich sie einen Millimeter herausschraubte, kam die Zange zum Einsatz.
Am unteren Ende des Rahmen befand sich eine kleine Klappe, die mit einem Haken verriegelt werden konnte.
Das Scharnier konnte ich relativ einfach abschrauben. Die Schraube, mit dem der Haken für den Verschluss festgeschraubt war, ließ sich nicht lösen, da der Kreuzschlitz ziemlich rund gedreht war. Hier half nur das beharrliche drehen mit der Zange.
Die gelöste Klappe mit den Metallteilen.
Sämtliche Metallteile schliff ich mit feinem Schleifpapier (180er Körnung) an und legte sie danach in Beize. In ihr befinden sich die vier Winkeleisen, das Scharnier, das Winkeleisen zum Befestigen an der Wand sowie die Verschlussteile.
Desweiteren strich ich das Zifferblatt an den Rändern mit Beize ein und löste die Farbreste.
Die Metallteile sind von Farbe gereinigt, nochmals von mir geschliffen worden (400er Körnung). Danach bekamen sie einen Überzug mit Feinmechanikeröl.
Danach nahm ich mir das Zifferblatt mit dem Uhrwerk vor. Ich zerlegte alle Komponenten. Das Zifferblatt hatte ich bereits zusammen mit den obergenannten Metallteilen gereinigt, so dass es schon sauber zu sehen ist.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, alle Einzelteile sind gereinigt.
Im nächsten Arbeitsgang schliff ich mit Schleifpapier (180er Körnung) den Rahmen, die Blende und die Klappe an.
Mit einem Pinsel trug ich den Universalabbeizer großzügig auf. Die Teile lagen dabei etwa gut drei Stunden in der Dusche.
Danach entfernte ich die Farbe mit einem Spachtel und wiederholte die Prozedur noch weitere zwei Mal. Es empfiehlt sich bei geöffnetem Fenster zu arbeiten, da die Beize einen unerträglichen Gestank hat.
Nachdem ich das Holz insgesamt drei Mal mit Beize einstrich und die Farbe mit dem Spachtel ablöste, sieht das letztendlich ganz gut aus. Je mehr alte Farbe mit der Beize runtergeholt wird, desto weniger Farbe muss abgeschliffen werden.
Nun begann die wirklich harte Arbeit. Die restliche Farbe schliff ich mit Schleifpapier (180er Körnung) ab. Nachdem das Gröbste runter war, wechselte ich zur 240er, 320er und schließlich zur 400er Körnung.
Farbe, die sich zum Teil tief in der Maserung befand, musste ich mit einen sehr kleinen dünnen Schraubenzieher herauskratzen, was sehr viel Zeit kostete und meine Geduld auf die Probe stellte.
Am Ende zahlte es sich jedoch aus und ich konnte mit dem Endergebnis meiner Schleiferei zufrieden sein.
Auf einer 8 Millimeter dicken Sperrholzplatte legte ich das Zifferblatt und zog mit dem Bleistift die Konturen nach.
Die Linien sind klar zu erkennen und mit einer Feinsäge wird die neue Holzplatte ausgesägt. Mit einer Raspel wird grob heruntergeraspelt und mit einer Feile auf Maß gefeilt. Anschließend werden die Kanten mit Schleifpapier (400er Körnung) abgeschliffen.
Das fertige Ergebnis: Holzplatte und Zifferblatt.
Als nächsten Schritt markierte ich mir das Loch im Zifferblatt auf die Sperrholzplatte. An dieser Position befinden sich die Zeiger des Uhrwerks.
Mit der Bohrmaschine und einem Holzbohrer bohre ich das Loch aus.
Mit dem Bleistift zeichne ich die Konturen des Uhrwerks nach.
Innerhalb dieser Kontur bohre ich nun mit einem kleinen Holzbohrer im möglichst regelmäßigen Abstand Löcher, dessen Verbindungen ich anschließend mit einem dünnen Stechbeitel von beiden Seiten durchtrenne.
Das Stück ist jetzt herausgetrennt und die Kannten werden von mir mit einer Raspel, einer Feile und anschließend mit Schleifpapier (240er, 320er und 400er Körnung) auf das passende Maß gebracht, so dass das Uhrwerk hindurch passt.
Das Ergebnis von vorne…
…und von hinten.
Das folgende Bild zeigt beide Holzplatten im Vergleich.
Mit einer Innenraumlasur streiche ich alle Holzteile.
Im nächsten Schritt montiere ich das Uhrwerk wieder an das Zifferblatt und lege sie lose auf die neue Holzplatte. Ich entschließe mich das Zifferblatt nicht zu befestigen. Es wird einfach von der Aussparung in der Blende gehalten.
Abschließend wird die Klappe mittels Scharnier wieder am Rahmen angeschraubt und ebenso Verschluss.
Danach verschraube ich die vier Winkeleisen zunächst lose am Rahmen und dann an der Blende. Bevor ich die Schrauben endgültig festziehe, richte ich die Blende für ihren finalen Sitz nochmals aus.
Das Winkeleisen zum Befestigen der Uhr an der Wand ist das letzte Metallteil welches ich anschraube.
Alle Schrauben ersetzte ich durch passende neue.
Abschlussergebnis der aufgearbeiteten Küchenuhr
Hier nochmal die Küchenuhr zum Vergleich, bevor ich sie in die Mangel nahm…
…und nachdem ich sie fertig aufgearbeitet habe.
Jetzt hat sie einen Platz an der Wand und ich kann mich jeden Tag daran erfreuen.
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