Da ich ein Faible für Vulkane habe, stand der Besuch der Vulkaninsel White Island ganz oben auf meiner Liste.
Für den 7-stündigen Trip, der morgens um neun Uhr in Whakatane begann, musste ich zunächst 185 NZ$ pro Person auf den Tisch legen. Das hört sich teuer an, ist aber angesichts der Verpflegung an Bord (Suppe und Lunch), der Führung durch die Crew und der Möglichkeit am Ufer des Vulkans schwimmen zu können völlig gerechtfertigt.
Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich um einen aktiven Vulkan handelt und Ihr den Ausflug auf eigene Gefahr macht. Der Veranstalter schließt jegliche Haftung von vornherein aus, was Ihr auch unterschreiben müsst. Wenn Ihr die Tour dennoch machen wollt, könnt Ihr sie bei White Island Tours buchen.
Da sich die Insel in Privatbesitz des Buttle Family Trust befindet, ist die Anzahl der Besucher reglementiert. Ohne Lizenz dürfen Besucher hier nicht anlanden, etwas entfernen oder hinterlassen.
Die Überfahrt zur 48 Kilometer vor Whakatane gelegenen Insel erfolgte mit der PeeJay V und dauerte etwa 40 Minuten. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, Haie, Delfine oder Wale zu entdecken.
Nach der Ankunft wurden wir mit einem Schlauchboot an das Ufer gebracht. Die Anlandung erfolgt an den Resten des Anlegestegs der Minengesellschaft aus den Dreißigern. Zur Ausrüstung eines jeden gehörte Helm und Atemschutz. Angesichts der Gase, die mitunter heftig im Hals kratzen, absolut notwendig. Außerdem ist festes Schuhwerk Pflicht.
Direkt am Steg liegen die von schwefelhaltigen Gasen verätzten Überreste der alten Schwefelmine.
Nachdem die Gruppe angelandet wurde, begann die Wanderung. Von den Guides bekamen wir sehr interessante Informationen über den Vulkan und der Schwefelmine. Die Vulkaninsel White Island, die von James Cook am 1. Oktober 1769 entdeckt wurde, ist 321 Meter hoch und die vulkanischen Gesteinsstrukturen etwa zwei Millionen Jahre alt.
Die Maori bezeichnen den Vulkan auch Te Puia o Whakāri, was soviel wie “sichtbar machen” bedeutet, weil man an dunstigen Tagen den Berg aus den Augen verlieren kann.
Der Vulkan, von dem nur etwa ein Drittel aus dem Wasser ragt, brach das letzte Mal im Jahr 2000 aus. Durch die starke Fumarolentätigkeit (Dampf- und Gasaustrittsstellen) lagerte sich im Laufe der Zeit sehr viel Schwefel ab, so dass dieser zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewerbsmäßig abgebaut wurde.
Nachdem 11 Arbeiter durch eine Mure getötet wurden, stellte man den Betrieb ein und nahm ihn später wieder auf. Die Weltwirtschaftskrise setzte dem Schwefelabbau dann endgültig ein Ende.
Auf dem Weg zum Krater findet man immer wieder interessante Strukturen und wundert sich, dass in dieser unwirtlichen Mondlandschaft tatsächlich Leben existieren kann.
Beim Aufstieg sollte man den Trampelpfad zur eigenen Sicherheit nicht verlassen. Es wird vor allem vor den weißen Erhebungen gewarnt, sie nicht zu betreten, denn die Kruste neigt zum Einbrechen. Darunter verbirgt sich meist ein über 100 Grad heißes Schlammloch.
Der Kratersee aus Schwefelsäure, den man nach knapp einer Stunde erreicht, schimmert grünlich und ist etwa 150-mal ätzender als Batteriesäure. Aus dem ca. 50 Meter tiefen und etwa 60 Grad heißen See steigen ständig Schwaden auf. Sein pH Wert beträgt 0,9.
Eine Legende besagt, dass die Maori-Prinzessin Huritini wegen eines Familienstreites Selbstmord beging, indem sie sich in die heißen Fluten stürzte. Daher nennen die Maori den Kratersee Huritini.
Der Vulkan wird übrigens vom IGNS (Institute of Geological and Nuclear Sciences) ständig mit Webcams und einem Seismographen überwacht.
Nach der abschließenden Umschiffung des Vulkans, der eine Kolonie Sturmvögel und den verbliebenen Rest eines Waldes offenbarte, ging es zurück nach Whakatane.
Wenn das Boot in den Hafen einläuft, sieht man die Wairaka-Skulptur. Da Whakatane als eines der ersten Siedlungsgebiete der Maori gilt, erzählt man sich folgende Legende:
Der Name Whakatane wurde erstmals erwähnt, als Polynesier des Stammes der Matatua mit ihren Kanus von Hawaiki vor mehr als sechshundert Jahren die Flussmündung des Whakatane Rivers erreichten. Die Männer hatten ihr Boot festgemacht um das Land zu erkunden. Die Frauen blieben zurück und es war ihnen verboten Männerarbeit zu verrichten. Daher durften sie das Kanu nicht bedienen.
Dummerweise hatten die Männer das Kanu nicht gut genug gesichert und es drohte auf das Meer hinaus getrieben zu werden.
Wairaka, die Tochter des Stammesführers Toroa bemerkte dies und sah, dass das Boot auf die Felsen zutrieb. Sie soll zum Boot geschwommen, aufgestanden sein und gerufen haben: “kia whakatāne au i ahau” (Ich will die Arbeit tun, die dem Manne vorbehalten ist).
Wairaka soll die Ruder ergriffen und das Kanu sicher zurückgebracht haben. Seit dieser Zeit wird der Ort Whakatane genannt.
Ihr zu Ehren wurde im Jahr 1965 auf dem kleinen Felsen direkt in der Flussmündung eine 2,5 Meter hohe weibliche Skulptur in ausrufender Pose aufgestellt.
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